„Emmi ist eine große Tierliebhaberin“, erzählt ihr Vater und Balingens Oberbürgermeister Dirk Abel. „Sie hätte beruflich bestimmt mal etwas mit Tieren gemacht“, vermutet er. Doch ein schwerer Schicksalsschlag stellte sie und ihre Familie vor unvorstellbare Herausforderungen.
Im Alter von 13 Jahren wird Emily von einer Zecke gestochen und erkrankt daraufhin schwer an Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz: FSME. „Sie hatte eine sehr schwere Gehirnentzündung“, sagt Abel. „Lange Zeit war nicht klar, ob sie das überlebt.“ Nach acht Wochen auf der Intensivstation in der Kinderklinik in Tübingen und sieben Monaten neurologischer Reha wurde schließlich das sogenannte Locked-In Syndrom bei Emily festgestellt. Für Familie Abel begann ein langer Weg mit vielen großen Herausforderungen. „Dieser Prozess ist nicht einfach“, weiß Abel.
Zunächst musste nach der Intensivstation ein Platz in einer neurologischen Rehabilitationseinrichtung gefunden werden, am besten in der Nähe. Doch das war nicht möglich, weil entsprechende Einrichtungen für neurologisch kranke Kinder weit entfernt sind. „Meine Frau und ich haben uns dann für das nächst gelegene Hegau-Jugendwerk in Gailingen am Hochrhein entschieden, wohin die Fahrzeit aber immerhin rund 1,5 Stunden von uns zuhause beträgt. Diese Entfernung hat unsere Familie erst einmal zerrissen“, beschreibt der Oberbürgermeister diese schwierige Zeit.
Ein dreiviertel Jahr später war Emily wieder zuhause. Im Dezember 2023, zwei Tage vor Weihnachten und einer dreiwöchigen Zwischenstation in der Arche für Intensivkinder in Kusterdingen, konnte die Familie sie nach Hause holen. Seither wird Emily im Kreis der Familie gepflegt. „Es tut ihr gut wieder in ihrem gewohnten Umfeld zu sein“, sagt ihr Vater. Besonders ihre Hunde - die Pekinese-Chihuahua Mischlinge Tammy, Manni und Fanni – spenden ihr viel Kraft, meint er.
Emmi-Stiftung
Dankbar seien er und seine Familie auch für die Unterstützung, die sie in dieser Zeit bekommen haben – vom Klinikpersonal, von Freunden, Bekannten, Kollegen und auch von anderen betroffenen Familien. „Trotzdem ist es schwierig“, sagt Abel. Vor allem deshalb hat er sich entschieden, eine Stiftung zu gründen. Die „Emmi-Stiftung“ soll sowohl Menschen mit neurologischen Erkrankungen unterstützen als auch Einrichtungen die sich mit der Behandlung, der Rehabilitation, und der Erforschung von Heilungsmethoden von neurologischen Erkrankungen beschäftigen, fördern. „Wir haben selbst erlebt, wie schwierig das ist, wenn es nach der Reha nach Hause geht“, so Abel. „Alles zu organisieren, die Pflege und Betreuung, den alltäglichen Ablauf zu planen ist viel Arbeit.“ „Wir sind froh, dass wir unser Haus im Erdgeschoss komplett barrierefrei gebaut haben, eigentlich für uns selbst, fürs Alter. Aber wir haben von anderen Fällen erfahren, die dieses Glück nicht haben und bei denen für einen entsprechenden Umbau gut und gerne 100. 000 bis 200. 000 Euro nötig sind. Trotz aller verfügbarer Hilfsmittel reicht die Unterstützung oft nicht aus.“ Auch dabei soll die Stiftung helfen. „Es handelt sich um eine Treuhandstiftung, der ich ein fünfstelliges Startkapital zugestiftet habe“, sagt der Oberbürgermeister. Diese laufe unter dem Dach der Sparkassenstiftung „Ich stifte Zukunft“. Abel wolle klein anfangen und das Stiftungsvermögen hoffentlich auch mit Hilfe vieler anderer nach und nach deutlich ausbauen, die Stiftung sieht er als Lebensaufgabe. „Ich hoffe, dass ich damit der ganzen Sache einen kleinen Sinn geben kann, auch wenn ich es noch immer nicht so richtig verstehe.“
Und er möchte ein Sprachrohr für seine Tochter sein. Deshalb soll die Stiftung auch einen Fokus auf Tierwohl haben. „Emmi war es schon immer wichtig, dass es Tieren gut geht“, erzählt Abel. Deshalb sollen Maßnahmen zur artgerechten Haltung, nachhaltiger Landwirtschaft, Tierheime und tiergestützte Therapien gefördert werden.
Seitdem der Oberbürgermeister die Gründung der Stiftung in den sozialen Medien bekannt gemacht hat, hat er schon viele positive Rückmeldungen erhalten. „Die ersten haben schon gefragt, wie sie zustiften oder spenden können“, erzählt er. (Weiteres Infos siehe PM)
Darüber freut Abel sich, er will aber in den kommenden Jahren immer wieder auch selbst regelmäßig Beträge in die Stiftung einzahlen. Schließlich bleibt ihm die Hoffnung, dass es eines Tages vielleicht doch noch möglich wird, eine bessere Heilung seiner Tochter und vieler anderer neurologisch kranker Menschen zu erreichen.
Jessica Müller, Schwarzwälder Bote